Die Energiewirtschaft befindet sich in einem bislang nie dagewesenen Umbruch. Der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie und die Abkehr von fossilen Brennstoffen stellen die Branche vor große Herausforderungen.
Über Jahrzehnte gewachsene Versorgungs- und Netzbetriebstätigkeiten, die gelegentlich einem regionalen Monopol gleichen, müssen den neuen Marktbedingungen angepasst werden. Die Anforderungen an die Energiebeschaffung, schwer planbare Entscheidungen der Regulierungsbehörden und das Wechselverhalten der Kunden erfahren eine ungeahnte Dynamik. Außerdem ist der Bau von Erneuerbare-Energien-Anlagen und deren Integration oft nur mit großen Investitionen in den Netzausbau möglich. Die Energiewende aktiv umzusetzen, gelingt nur den Unternehmen, die bereit sind, neue Versorgungsstrukturen und Geschäftsfelder zu entwickeln, dem Arbeitskräftemangel mit der Ausbildung eigener Fachleute entgegenzutreten, laufende Prozesse durch Automatisierung und Digitalisierung zu vereinfachen sowie wirtschaftlich sinnvolle Kooperationen einzugehen. Durch verschiedene Impulse hat ein Umdenken in der Gesellschaft eingesetzt, nach dem Unternehmen von Kunden auch nach ihrem ökologischen Handeln bewertet und als Versorger ausgewählt werden. Zu ihnen gehört zum Beispiel die Stadtwerke Ludwigslust-Grabow GmbH, an deren Spitze seit 2022 die Wirtschaftsjuristin Viola Bortsch steht.
Die Stadtwerke Ludwigslust-Grabow sind als kommunales Unternehmen für die gesamte Energie- und Wasserversor-gung in der Region zuständig. Sie betreiben Verteilungsnetze für Strom, Gas, Wasser und Wärme und sind in den Städten Ludwigslust und Grabow sowie im Umland aktiv.
Viola Bortsch ist eine Impulsgeberin, Treiberin und Coach für das Voranbringen der EEG-Projekte. Sie gilt als Teamplayerin bei der Neueinführung des Assetmanagements und Gestal-terin neuer Produkte und Ideen für Kunden, Partner und Gewerbe. „Trotz eines starken Wettbewerbs- und Rendite-drucks ist mein Anspruch, ein starker Partner für die Region und die Menschen zu sein. Ich möchte mit intelligenten Lösungen und Kooperationen Mehrwerte schaffen und Energie bewusst erlebbar gestalten. Es ist mir wichtig, die hier lebende Bevölkerung einzubinden, um so Wirtschaftsfaktor und Richtungsgeber für die Themen Energie und Umwelt zu werden“, sagt die junge Frau entschlossen. Denn sie kennt die Region, ist in der Nähe aufgewachsen, hat in der Hansestadt Wismar studiert und lebt mit ihrer Familie hier. Die gibt ihr neben dem Mitarbeiterteam immer wieder Kraft. „Meine Motivation schöpfe ich aus dem großen Potenzial der Stadtwerke Ludwigslust-Grabow“, sagt Viola Bortsch lächelnd.
Als Erfolg kann sie bereits die Umsetzung und den Ausbau des Geschäftsfeldes Elektromobilität in Ludwigslust und Grabow verbuchen: 15 öffentliche Ladestationen sind in Ludwigslust, einer Kleinstadt mit 12.000 Einwohnern, aufge-baut worden. Darunter befinden sich drei Hypercharger und zwölf Normalladestationen. In Grabow stehen bereits zwei
E-Tankstellen – und es sollen mehr werden. Geplant ist weiterhin, den Privatkundenbereich, zu dem auch Hotels und Pflegedienste zählen, weiter auszubauen.
Einen Herkunftsnachweis gibt es auch für den Ökostrom, den die First Climate Markets AG geprüft hat und das Ökogas, das durch den TÜV Nord zertifiziert wurde. Die Marke „Lewitzenergie“ ist etabliert und anerkannt. So hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien die Stadtwerke Ludwigslust-Grabow 2021 als „Herausragender Regionalversorger Strom und Gas“ ausgezeichnet. Ausschlaggebend waren unter anderem Nachhaltigkeit und regionales Engagement, guter Service und vielfältige Tarifoptionen. Nicht zuletzt zeigt die Auszeichnung „Arbeitgeber der Zukunft“ 2023 des Deutschen Innovationsinstituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung, dass die Menschen immer im Mittelpunkt stehen.
Lösungen für Wärmetransformation
Die Transformation der Wärmeprozesse steht bei Viola Bortsch ganz oben auf der Agenda. Sie will den Übergang in eine nachhaltige Energieversorgung zur regionalen Selbstversorgung beschleunigen. Ziel ist es, einen möglichst hohen Autarkiegrad zu erreichen. Im Mittelpunkt stehen dabei Windkraft- und Photovoltaikanlagen, an denen sich die Bürger beteiligen können. Angeboten werden auch Mieterstrommodelle. Das schafft mehr Akzeptanz. Es soll nur das erzeugt werden, was hier verbraucht wird. Manchmal geht es der Geschäftsführerin jedoch nicht schnell genug, wenn zum Beispiel Genehmigungsverfahren für zwei Windparks seit 2018 laufen und noch kein Ende in Sicht ist.
Es ist geplant, die derzeit noch überwiegend von Erdgas getragene Wärmeversorgung bis 2035 neu zu verteilen. Für die Wärmetransformation sollen verschiedene Technologien zum Einsatz kommen und so einen Teil der fossilen Energieträger ersetzen. Dazu zählen der Ausbau der Wärme aus Biogas, die Verwendung von Großwärmepumpen für Quartiere und Pilotvorhaben für Wasserstoffprojekte. Darüber hinaus sehen die Stadtwerke zwei exponierte Quellen, die die Wärmetransformation entscheidend voranbringen sollen. „Die thermische Abfallverwertungsanlage wird so umgerüstet, dass die dabei entstehende Wärme in unser Fernwärmenetz fließt. So wandeln wir Müll in einen Energieträger um“, erklärt Viola Bortsch. Sie sieht diese Variante als Übergangslösung für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre. Bis dahin soll die Geothermie so weit aufgebaut sein, dass damit 51 Prozent des fossilen Erdgases ersetzt werden können. „Aktuelle Studien haben uns bestätigt, dass die Möglichkeit der thermischen Nutzung besteht. Das wäre eine langfristige Lösung für beide Städte“, so die Stadtwerke-Geschäftsführerin. Allein in Ludwigslust möchte sie bis 2035 den Kohlendioxidausstoß von derzeit 23.300 Tonnen/Jahr auf 6.531 Tonnen/Jahr reduzieren und den fossilen Energieeinsatz von 104 Gigawattstunden/Jahr auf 31 Gigawattstunden/Jahr herunterfahren.
Daseinsvorsorge
Vor etwa drei Jahren haben die Stadtwerke begonnen, der Daseinsvorsorge wieder eine übergeordnete Rolle beizumessen. Dazu gehört unter anderem das Technische Sicherheitsmanagement (TSM) – ein Instrument zur freiwilligen Selbstkontrolle. Es hilft, Schwachstellen zu erkennen, Arbeitsabläufe zu optimieren sowie für Gefahren und Arbeitsschutz zu sensibilisieren. „Die Rezertifizierung für Strom, Gas und Wasser ist erfolgreich im Jahr 2023 durchgeführt worden. Sämtliche Maßnahmenpläne für Strom, Gas und Wasser befinden sich auf dem neusten Stand. Wir haben außerdem alle Krisenhandbücher aktualisiert und Krisentests absolviert“, bestätigt die Geschäftsführerin und richtet ihr Augenmerk ebenso auf die technische Sicherheit der Anlagen und Abläufe sowie die Versorgungssicherheit. Hintergrund: Als Betreiber kritischer Infrastrukturen sind die Stadtwerke verpflichtet, angemessene organisatorische und technische Vorkehrungen zur Vermeidung von Störungen zu treffen, die für die Funktionsfähigkeit der von ihnen betriebenen kritischen Infrastrukturen maßgeblich sind. Deshalb liegt auch das Risiko- und Krisenmanagement auf dem Schreibtisch von Viola Bortsch.
Stadtwerke Ludwigslust-Grabow GmbH (Stand 2023)
- Kunden privat: 17.000
- Kunden gewerblich: 1.050
- Kunden öffentlich: 300
- Netzgebiet: 48,61 km2
- Stromleitung: 264 km
- Fernwärmeleitung: 13,14 km
- Beschäftigte: 34
- Auszubildende: 6
- Jahresumsatz: 38 Mio. Euro
Regionales Engagement
Mit ihrem Engagement in der Region wollen die Stadtwerke nicht nur Sport und Kultur fördern, sondern die Menschen auch für den Umwelt- und Klimaschutz sensibilisieren. Das beginnt bei Kindern, die zur Einschulung Trinkflaschen bekommen. Bei der Schüler-Uni zum Landesenergietag werden Einblicke in die moderne Energieversorgung vermittelt. Darüber hinaus gibt es eigene Bildungsangebote, wie zum Beispiel Führungen durch das Wasserwerk zum Weltwassertag. Kunden, die sich für den Lewitzstrom Öko plus Tarif entscheiden, unterstützen zugleich Projekte wie Baumpflanzungen und das Anlegen von Blühwiesen.
„Aufgeschlossen für Neues“ bezeichnet Viola Bortsch das Credo für die Stadtwerke und meint damit auch sich selbst. „Energiewirtschaft ist stetig im Wandel und steht vor großen Herausforderungen. Beim Aufbau der Eigenerzeugung gibt es enormen Handlungsbedarf. Die Sicherung eines soliden Netzbetriebes hängt von den Konzessionsrechten und einem guten Regulierungsmanagement ab. Auch eine solide Kapitalausstattung ist wichtig für die Umsetzung des Wandels und der Sicherung des guten Bestandes. Bestehendes braucht aber frischen Wind“, weiß die Geschäftsführerin.
Stadtwerke Ludwigslust-Grabow GmbH
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