Die Hochschule Wismar gilt neben ihrer Funktion als wichtiger Ausbildungsort für hervorragende Nachwuchskräfte in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Gestaltung als exzellenter Forschungspartner für Unternehmen und Institutionen und ist nicht nur regional, sondern auch national und international bestens in der Wissenschaftslandschaft vernetzt.
Drei Forschungsschwerpunkte hat die Hochschule Wismar. Diese wurden 2023 im Senatsausschuss für Forschung und Innovation mit Vertreterinnen und Vertretern aller drei Fakultäten der Hochschule erarbeitet. „Wir haben besonders darauf geachtet, dass die Schwerpunkte interdisziplinär sind und die Forschungsarbeit unserer Fakultäten miteinander verzahnt ist“, erklärt die Prorektorin für Forschung Prof. Dr.-Ing. Daniela Schwerdt. „Außerdem konzentrieren sich die Schwerpunkte auf wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen, etwa durch Themen wie nachhaltige Mobilität und Transformationsprozesse, Stadt- und Landentwicklung sowie Big Data und KI-Anwendungen.“
Durch Kooperationen mit der Medizinischen Fakultät an der Universität Rostock und anderen Hochschulen in ganz Deutschland sowie Unternehmen in der Region ist auch der Bereich Medizintechnik gut abgebildet. So arbeitet ein Pro-jektteam der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Hoch-schule Wismar zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Bielefeld derzeit an der Entwicklung eines Verfahrens für die Produktion hochreiner, medizinisch anwendbarer pflanzlicher Wirkstoffe mithilfe einer Amöbenart als biotechnologische Produktionsplattform. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms GO-Bio initial, welches die Identifizierung und Ent-wicklung früher lebenswissenschaftlicher Forschungsansätze mit erkennbarem Innovationspotenzial vorantreibt.
„Als Hochschule für angewandte Wissenschaften haben wir anders als Universitäten nur einen eher kleinen akademischen Mittelbau, sprich vergleichsweise wenige wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Prof. Schwerdt. „Daher sind wir für Forschungsaktivitäten zwingend auf Drittmittel an-gewiesen.“ Aber gerade in diesem Bereich steht die Hochschule Wismar auch im Bundesdurchschnitt sehr gut da. Als einen Grund für diese positive Entwicklung nennt Prorektorin Prof. Dr.-Ing. Daniela Schwerdt die hervorragende Unterstützung seitens des Landes, insbesondere für die Anschaffung von forschungs-relevanten Großgeräten, mit denen dann wiederum eine gute Basis für weiterführende Forschungsarbeiten geschaffen wird. Durchschnittlich 1,5 Millionen Euro wurden im Zeitraum von 2019 bis 2023 an der Hochschule Wismar dafür jährlich investiert. Hinzu kommt neben den üblichen Forschungsgeldern von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie Bundesmitteln auch eine hochschulinterne Förderung, die insbesondere für kleine Projekte und Vorausforschung größerer Vorhaben sehr wertvoll ist.
Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt es damit gute Bedingungen an der Hochschule Wismar. Auch für Professorin Daniela Schwerdt war dies ein wichtiges Kriterium bei der Wahl für den Forschungsstandort Wismar, für den sie sich im Dezember 2015 entschieden hat. Seitdem ist sie an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften als Professorin im Bereich Maschinenbau/Verfahrens- und Umwelttechnik tätig und leitet die Arbeitsgruppe Werkstoffe, die sich mit der Materialanalyse und Betriebsfestigkeit von hoch- und höchstfesten metallischen Werkstoffen befasst. Neben den konventionellen Prüfanlagen und -maschinen verfügt ihr Labor über modernste Analysetechnik – etwa ein Mikro-Computertomograph (µCT), eine moderne metallographische Präparationsstrecke, mehrere Schwingprüfmaschinen sowie mobile Schallemissions- und mikromagnetische Messtechnik.
Besonders begeistert berichtet die Professorin von einem Prüfstand, der Materialien mit einem Gewicht von 25 Tonnen etwa 100-mal pro Sekunde schwingen kann, um Materialeigenschaften zu testen. Gerade erarbeitet ihre Forschungsgruppe ein Projekt mit der Universität Siegen, in dem es um die Entwicklung effektiver Prüfverfahren für die Auswahl geeigneter Werkstoffe beim Wasserstofftransport geht. Hier liegt der Fokus der Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler um Daniela Schwerdt vor allem auf der Wechselwirkung des mikrostrukturellen Aufbaus mit Wasserstoff, der Entwicklung einer schnellen und hocheffizienten Messtechnik zur Beurteilung der Wasserstoffkritikalität verschiedener Werkstoffzustände und daraus resultierend eine Risikominderung der Wasserstoffversprödung. Auch zwei Unternehmen sind an dem Projekt beteiligt: der Hersteller der Schallemissions- und mikromagnetischen Messtechnik sowie ein Prüflabor, das als Ingenieurdienstleister die Prüfmethodik im Labor bei sich einführen würde.
„Die Forschung an der Hochschule Wismar ist sowohl erkenntnisgeleitet als auch sehr anwendungsorientiert“, sagt Prorektorin Schwerdt. „Deshalb ist uns ein regelmäßiger Austausch und ein gutes Netzwerk zu verschiedenen Unternehmen im Land sehr wichtig.“ Mit dem Digitalen Innovationszentrum der Forschungs-GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Hochschule Wismar, und in Kooperation mit der IHK zu Schwerin, fand dazu im März 2024 eine Pilotveranstaltung im InnovationPort am Wismarer Holzhafen statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Wismar präsen-tierten Ideen für künftige Verbundprojekte, für die Anwendungspartner aus der Wirtschaft gesucht werden. In 10-minütigen Kurzvorträgen – sogenannten Pitches – wurden pilzfressende Amöben als Biofungizid, ein autonomes Sensornetz zur Parkraumdatenerfassung, ein neu entwickeltes Bausystem, Wege zur CO2-freien Herstellung von Recycling-Zement sowie zerstörungsfreies und berührungsloses Prozessmonitoring und Bauteilüber-wachung ins Rampenlicht gerückt. Netzwerkpausen und ein Marktplatz der Möglichkeiten boten Raum und Zeit, um gemeinsam nach Verwertungs-möglichkeiten zu suchen und neue Industriekontakte aufzubauen. „Dieses Format ist sehr spannend und wir möchten es gerne zukünftig in regel-mäßiger Folge weiterführen“, so Professorin Daniela Schwerdt.
Die Forschungsaktivitäten der Hochschule Wismar sind vielfältig und umfassen alle drei Fakultäten, wobei der Anteil bei den Ingenieurwissenschaften deutlich höher liegt. Mit einem Anteil von 67 Prozent ist das auch an der Anzahl der Promotionen ablesbar. Diese finden als kooperative Promotionen in Zusammenarbeit mit Universitäten, vor allem mit der Universität Rostock, statt, weil die Hochschule als Nicht-Universität derzeit kein eigenes Promo-tionsrecht besitzt. Aber auch hier läuft ein Prozess im Land, der dieses zukünftig ermöglichen soll, wie bereits in zehn anderen Bundesländern in Deutschland. Aktuell laufen 42 Promotionsverfahren an der Hochschule Wismar. Zwei Stipendien pro Jahr werden für Promotionen ausgeschrieben, dazu gibt es eine Landesgraduiertenförderung für die solitären Fächer, die nur in Wismar gelehrt werden. Dazu zählt neben den Fächern Architektur, Innenarchitektur und Architectural Lighting Design das Fach Seefahrt/Nautik, welches vorwiegend am Standort Rostock-Warnemünde gelehrt wird.
Hier befindet sich das Maritime Simulationszentrum Warnemünde (MSCW) als weltweit einziges Simulationszentrum, in dem eine gemeinsame Simulation des nautischen und technischen Schiffsbetriebes unter gleichzeitiger Einbeziehung der landseitigen Unterstützung durch die Verkehrs-leitzentralen durchgeführt werden kann. In erster Linie dient es der praktischen Ausbildung von Studierenden, die als zukünftige Schiffsoffiziere an Bord von Schiffen arbeiten werden. Daneben wird im Bereich Seefahrt, Anlagentechnik und Logistik auch aufwändige Forschung betrieben, insbesondere am Institut für Innovative Schiffs-Simulation und Maritime Systeme (ISSIMS). So wird im Projekt Campfire an alternativen und emissionsarmen Kraftstoffen für Transport und Logistikwege auch zu Wasser geforscht. Es ist eingebunden in das Projekt TransHyDE, welches als eines von drei Wasserstoff-Leitprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aus dem Zukunftspaket zur Umsetzung der 2020 beschlossenen „Nationalen Wasserstoffstrategie“ in Deutschland gefördert wird. Mit seiner bislang größten Forschungsinitiative zum Thema Energiewende unterstützt das BMBF damit Deutschlands Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. Der Standort der Hochschule Wismar wird sich dynamisch weiterentwickeln. Zusammen mit dem IWP Innovations- und Wissenschaftspark und der Norddeutschen Innovationsagentur der Metropolregion Hamburg wurden wichtige Vorhaben in Gang gesetzt. Für die Luft- und Raumfahrt ist der InnovationPort Wismar ist seit 2024 Partner des ESA BIC, einem Inkubationsnetzwerk der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.
Von Vorteil für die Studierenden ist die praxisbezogene Ausbildung an der Hochschule Wismar. „Häufig basieren Projekt- und Studienarbeiten direkt auf Fragestellungen aus den Forschungsprojekten der Hochschule“, berichtet Prorektorin Daniela Schwerdt, die auch die Einbeziehung in die Arbeits-gruppen hervorhebt. Hinzu kommen Angebote wie die Startup-Yard, bei der eigene Projekte in einem offenen Workspace von Studierenden aller Fakultäten sowie Mitarbeitenden der Hochschule von der ersten Idee über den Entwurf und die Konstruktion bis hin zur Fertigung umgesetzt werden können.